Haniel: Die Wunden einer unterdrückten Stimme [24.07.2015]

An einem sonnigen Sommertag entschließe ich mich, in der Nürnberger Altstadt spazieren zu gehen. Ich fahre zunächst mit Bus in den östlichen Stadtteil. Der Bus hält auf einer hohen Brücke. Ich laufe nun an ein Ende, um über die Treppe hinunterzusteigen und in die Straßenbahn umzusteigen. Aber der Weg ist versperrt. Ich drehe mich um und laufe zurück, neben der Haltestelle war eine weitere Treppe. Als ich die letzte Treppenstufe erreiche, höre ich die Stimme meiner leiblichen Mutter. Auf Polnisch unterhält sie sich mit ihrer Freundin. Ich möchte umdrehen, aber sie haben mich bereits bemerkt und laufen auf mich zu. Aus Höflichkeit fahre ich mit ihnen in die Innenstadt.
In der Straßenbahn werde ich unruhig und ärgere mich immer wieder. Ich dränge die Gefühle zurück. Immer wenn ich neben Irene stehe, werde ich schnell wütend. Ich warte ungeduldig auf meine Haltestelle, damit ich endlich aussteigen kann. Nur noch eine Haltestelle, dann ist es Geschäft. Am vorderen Ende der Straßenbahn steigt ein Mann in einer blauen Uniform des Verkehrsunternehmens ein. Es ist ein Fahrkartenkontrolleur. Er erklärt, dass wir alle Fahrkarten bei ihm kaufen oder eine Strafe bezahlen müssen. Er möchte Geld für sich selbst erpressen. Da ich keinen Ärger haben möchte, laufe ich zu ihm und bitte um eine Fahrkarte. Ich nehme mein Geld heraus und beginne zu zählen.
»Es ist nicht genug. In der Straßenbahn sind die Fahrkarten teurer.«
Ich nehme all mein Kleingeld heraus um es ihm zu geben, aber er ist immer noch unzufrieden. Er möchte mich quellen. Ich kann es nicht mehr aushalten …

Vor lauter Wut wache ich auf und haue mit meiner Faust zu. So als sei er vor mir. Ich ziele auf sein Kin.
»Was ist nur los?« Ich realisiere, was ich gerade tat. Wo kommt diese unkontrollierte Wut her? Ein böser Geist?
»Erzengel Michael, bitte entferne alles Übel aus meinem Energiefeld und der Umgebung. Lasse nur Gottes Licht und Liebe da.«
Ich verstehe nicht, was los ist. Wie konnte ich dermaßen unkontrolliert wütend werden? Ich begegne immer wieder Mal Menschen, die ihre Wut nicht unter Kontrolle haben, aber warum passierte dies mir jetzt im Traum?!

Ich schlafe wieder ein. Ein Bild erscheint vor meinen Augen. Die Zeichnung eines Kopfes mit drei Stachelzaun-Ringen. Eines auf der Backe, es schaut aus wie eine Schlagwunde. Zwei anstelle von Mund. Verbot sich auszudrücken und Fragen zu stellen. Eine weibliche Engelsstimme, ich kenne sie als die (Vollmond!) Haniel, erklärt mir:
»Es ist Normal so zu reagieren, wenn bis jetzt das mit dir geschah, wenn du zu sprechen versuchtest.«

Ich wache auf, mache mir Notizen und Schlafe wieder ein. Höre erneut ihre Stimme:
»Es ist wahr, dass du die Leute widerspiegelst. Wenn sie dich imitieren, dann bedeutet es, dass sie bereit sind, dich auf dem Pfad des Betens zu begleiten.«

Ich wache auf. Ich wundere mich manchmal über die Art und Weise wie die Leute mich anschauen, wenn ich ihre Wut oder Ärger augenblicklich auf sie zurückwerfe. Es ist Empathie, ich kann ihre Wut spüren, selbst wenn sie es hinter einer emotionslosen Fassade verstecken. Sie werden ganz still. So als würden sie sich selbst sehen. Denn Teil denn sie gerade zu verstecken versuchen. Ich spüre dann ein Zittern in meinen Knien, manchmal kann ich nicht mehr stehen bleiben. So stark sind die unterdrückten Gefühle …

Deshalb, las deine Stimme niemals unterdrücken. Sage offen, was du fühlst.

Einer anderen Nacht erzähle mir Haniel noch, auf die Frage hin, warum ich sie als so nah und vertraut empfinde:
»Ich war oft bei dir. Ich begleitete auch viele Krieger, bis in das Sklavenzeitalter hinein.

 

Bildkünstler des Traumginals: Erzengel Haniel

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