Eine unvorstellbare Welt {14.01.2017}

Die Nacht beginnt mit unterschiedlichsten Geschichten, die ich wie immer zum Teil aus erster Perspektive betrachte. In diesen Teilen ist es unmöglich die Geschehnisse von eigenen Erfahrungen zu unterschieden – da ich auch die Gefühle spüren kann. Nur weil ich die ›ich‹ Personen auch Mal von außen sehe, kann ich morgens den Unterschied sagen. Darum und weil es fantastische Vorstellungen sind. Gerade betrachte ich eine Gruppe von drei Personen. Ein Mann der Hercules spielt und zwei Abenteurerinnen. Eine von ihnen ist eine schwarze Hexe. Sie sind auf der Suche nach einem Zaubertrank, der unermessliche Kräfte verleihen soll. Mit Preis. Denn wer den Zaubertrank trink, muss wiederum seine bestehende Kräfte opfern. Die Gruppe steckt fest in einer hell erleuchteten Höhle. Das Licht reflektiert bläulich auf den Steinflächen. Ein riesiger Felsen blockiert ihnen den Ausgang. Die schwarze Hexe möchte den Trank an sich reißen, die andere Abenteuerin unterstützt sie dabei, sie erinnern Hercules: »Wer den Trank trink, muss seine Kräfte opfern.«
»Ja, aber nur Mut kann die Folgen mildern.« Die Frauen verstummen, er nimmt den Zaubertrank von der Hexe und trinkt ihm aus. Läuft herüber zum Felsen und hebt ihm mit Leichtigkeit aus dem Durchgang …
Nach einem Traum, in dem ich in meiner Kindheitswohnung bin, betrachte ich eine weitere Geschichte. Erneut eine Gruppe von Abenteurern. Sie betreten ein verlassenes Kloster und suchen nach überlebenden. Es ist quadratisch. Im altertümlichen Stil. In der Mitte ist ein großer offener Platz. Die Sonne scheint hinein. Es ist ein warmer Sommertag. Entlang der Gebäude ist auf der inneren Seite ein überdachter Bereich. Ich folge der Gruppe und schaue mich um. Am gegenüberliegenden Ende bemerke ich ein Monster der gerade seine morgendlichen Dehnübungen absolviert. Es ist ein Gnoll, ein großer und wilder anthropomorpher Wolf mit dunkel blauem Fell. Ich bemerke weitere Monster uns umzingeln.
»Etwas stimmt hier nicht, es ist zu ruhig«, sagt einer der Jungs.
»Vielleicht liegt es ja an dem Gnoll, der gerade Dehnübungen macht und den Anderen«, erwidere ich mit trockenem Humor zu ihm.
Die restliche Gruppe dreht sich um. Die tierischen Monster sind inzwischen ganz nah. Wir sind umzingelt. Ein kleiner bunter Wolfsjunge nähert sich mir und beginnt eine Unterhaltung. Ich schrecke auf und falle zu Boden. Hebe eine Glasflasche über Kopf wie ein Schwert in eine Abwehrstellung.
»Könntest du bitte ein paar Schritte zurücktreten.«
Der Wolfsjunge lächelt süß und tritt zurück. Er erinnert mich an jemanden. Ich unterhalte mich mit ihm und erzähle ihm von unserer Schule. Frage ein Mädchen bei uns, sie ist Halbwölfin, wer den ihr Lieblingslehrer ist. Sie sollen sehen, dass wir auch Nichtmenschen unter uns haben und ihnen nichts Böses wollen.
»Na du«, erwidert sie.
Ich verdrehe leicht die Augen.
»Dein zweit Lieblingslehrer?«
»Auch du.«
»Dein dritt…?«
»Auch du«, ich spreche die Worte gedanklich mit ihr aus – es war klar, was nun kommt – und wache lachend auf.

Der Wolfsjunge erinnert mich an den Jungen von der Vision der Notfallübung in der Schule der besonderen Kinder die Menschen helfen wollen. Damals sah ich die Dinge vermutlich aus seiner Perspektive. Das andere Mal, wo die Jugendlichen und Kinder eine Art Konzert hielten. Sein süßes lächeln fällt selbst unter der Wolfsmaskerade auf. Viele von ihnen machen einen vertrauten Eindruck auf mich, auch das Mädchen. Ich beginne mich zu wundern, wie sie das alles schaffen. Die Engel sind uns so ähnlich, sie spielen, sie freuen sich, und sie schließen Freundschaften, genau wie wir. Sie können auch traurig sein und weinen. Und doch scheint ihre Welt so viel anders und grenzenlos. Wie ist ihre Welt nun wirklich …?

Ich schlafe ein. Irgendwann wache ich auf und begebe mich nach draußen. Am Ausgang sehe ich eine fuchsige Katze.
»Oh nein.«, nicht schon wieder. In letzter Zeit wurde ich in den Traumwelten ständig von Katzen mit ihren Krallen gestochen. Ich habe keine Lust schon wieder darauf … ich gehe auf den Hof und schaue mich um. Es ist Sommer.
»Es ist so realistisch«, die Gedanken entschlüpfen mir vor Begeisterung und lassen mich realisieren, was gerade passiert. Erst jetzt realisiere ich bewusst: Mein Körper schläft gerade. Es ist die geistige Welt.
»Dann muss ich ja gleich aufwachen.« Ich bin entmutigt, weil nun wo ich das weiß, ich gleich aufwachen werde. Ich beginne, nach oben in Richtung meiner Wohnung und Schlafzimmers zu schweben … Halt! Halt! Heißt nicht, dass es schon vorbei sein muss! Ein Impuls in mir lässt mich, mich auf die andere Richtung konzentrieren. Es dreht meine Vision nach rechts. Ich schwebe über die Garagenreihe vor meinem Hauseingang. »Ich könnte jetzt in ein paar Wohnungen spionieren!« Dann Blicke ich in die Ferne nach Westen, wo Nürnberg liegt und konzentriere mich auf die Richtung, damit ich dort hinfliege. Ich schwebe weiter nach oben, um die Mauer des angrenzenden Gebäudes zu überfliegen. Höre dabei ein gedankliches »Vorsicht«. Nachdem ich oben angekommen bin, merke ich warum. Ich bin bereits am Rand der Welt! Die Welt, der Boden, Rasen und das Dach des Gebäudes gehen über in den Grenzenlosen blauen Himmel. Der Rand ist weiß und luftig wie eine Wolke.
»Das ist aber ein kleiner Spielplatz!«, rufe ich lachend und konzentriere mich darauf schnell umzudrehen. Ich kreise unkontrolliert wie eine Spirale nach unten. Stabilisiere meinen schwerelosen Flug und wache lachend auf!

Ich verstehe es nicht. Die Fähigkeit zu haben solche Welten zu erschaffen und vielleicht doch in limitierten Körpern leben? Schließlich erscheinen sie in der Regel als sehr sympathische menschliche Wesen. Menschlicher und lebendiger als Menschen selbst es können. Oder ich verstehe es doch besser. Denn ein limitierter Körper hat seine Vorzüge. Es lässt uns jeden Tag Neues erleben. Ich fände es irgendwann langweilig, alles frei nach meinen Vorstellungen erschaffen zu können. Wo wäre da das Leben. Der Spaß des Unbekannten. Neues zu lernen, Neues zu entdecken.

Ich schlafe ein. In einer Art Halbschlaf wundere ich mich weiterhin. Meine Sicht ist Schwarz, als seien die Augen geschlossen und ich würde nur da liegen. Ich öffne die Augen und sehe verschwommen ein fremdes Schlafzimmer. Dann wird wieder schwarz von meinen Augen. Irgendwann wache ich auf und laufe ins Badezimmer. Auf dem Weg dorthin blicke ich aus dem Fenster. Es ist früher Morgen, draußen bricht der Tag an. An der Straße bemerke ich zwei große Weihnachtsbäume. Ich lebe im zweiten Stockwerk. Sie sind wirklich groß!
Ich gehe die Erlebnisse von heute Nacht noch mal durch und versuche mich an möglichst viel zu erinnern. Auf dem Rückweg wundere ich mich erneut, wie die Welt der Engel sein muss. Es bleibt für mich unvorstellbar. Bevor ich wieder ins Bett springe, blicke ich nach draußen. Auch hier sehe ich die Spitze eines der riesigen Weihnachtsbäume. Und draußen wurde es inzwischen dunkler. Es scheint eher Abend zu sein.
Wo bin ich?! Ich trete an das Fenster heran. Davor hängt ein hauchdünner violetter Vorhang. Genau wie in meinem Schlafzimmer. Ich bin in etwa viertem Stockwerk. In einer Dachgeschoss Wohnung.
Ein schräger, mit Dachziegeln überdeckter, Dach führt nach unten. Am Boden ist ein Platz. Es stehen insgesamt zwei der großen Bäume da. Einer rechts vor meinem Fenster. Der andere weiter links am anderen Ende. Plötzlich gehen bunte Lichter auf ihnen an und festliche Musik beginnst zu spielen! Knallkörper explodieren und irgendwo höre ich aufsteigende Feuerwerkskörper. Unten leuchten noch mehr bunte Lichter. Ich kann nicht richtig erkennen, was da unten los ist! Vor meinem Fenster ist auch noch irgendein Schild der mir die Sicht versperrt. Ich schiebe schnell den Vorhang zur Seite und öffne das Fenster! Es funktioniert und schaut aus genauso wie bei mir zu Hause. Ich lehne mich aus dem Fenster. Auf dem Platz sind mehrere Holzattrappen aufgestellt. An einer ist etwas an Seilen aufgehängt. Ich höre die Jugendlichen feiern. Eine Gruppe sagt mehrere Namen nacheinander auf, darunter meinen, »… Schneider, Krupa, …« sie scheinen uns zu feiern. Mir wird es etwas mau. Wer bin ich schon? Zeitgleich bekomme ich Angst davor, mich für etwas Besonderes zu halten, weil ich all das erleben darf. Ich werde unruhig und ein Gewicht auf meinem Kopf wird schwerer. Als würde etwas oder jemand meine Unruhe mitkriegen uns sie dämpfen. Es funktioniert. Ich betrachte das Fest weiter. Die bunten Lichter scheinen durch das Schild vor meinem Fenster hindurch. Auf der anderen Seite ist etwas mit fremden Schriftzeichen geschrieben. Der Stil ähnelt dem Arabischem oder Jüdischem. Das Gewicht um meinen Kopf wird schwerer, bis ich schlussendlich das Bewusstsein verliere und bei mir zuhause aufwache …

Feiern können die Engel auch. Und das sehr gut.

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