Die Heilkraft der Engel {4. August}

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Mir geht es schlecht seit mehreren Tagen. Es ist früher Morgen und ich kann nicht mehr weiterschlafen. Der Stress auf der Arbeit ist sehr groß. Ich fühle mich absolut allein gelassen seit mehreren Wochen. Noch mehr als es dort normal ist. Hinzu kommt, dass die schlechten Arbeitsbedingungen immer wieder aufs Neue zurückkehren. Wie sehr ich doch die mal geistreichen, mal absolut Niveaulosen, Unterhaltungen mit Kollegen von früher vermisse. So geht es nicht weiter auf Dauer. Ich muss etwas ändern. Mein Kopf tut weh und ich muss die Gedanken immer wieder aufs Neue fallen lassen. Es fehlt schwer sich nicht in ihnen zu verlieren. Bereits am Abend habe ich eine Manifestation Meditation mit Michael durchgeführt. Ich rief ihm zu mir und stellte mir eine Firma und Kollegen vor, wie ich es erwarte. Eine harmonische Arbeitsatmosphäre. Eine Firma mit gleichermaßen vielen sensiblen Kolleginnen wie Kollegen. Ein diskriminierungsfreier Arbeitsplatz, an dem ich, ich sein kann. Ich wälze umher im Bett für mehr als eine Stunde und stelle mir diese Dinge mit Michael noch einmal vor. Eigentlich ist es an der Zeit aufzustehen und mich für die Arbeit bereit zu machen. Der Gedanke im Bett zu bleiben und später mit dem Auto zu fahren, drängt sich immer wieder aufs Neue auf. Ich entschließe mich es so zu machen. Vielleicht schlafe ich doch noch ein.
Irgendwann spüre ich Engelshände mich am Kopf streicheln und massieren. Es ist angenehm, sie gerade jetzt zu spüren. Doch da klingelt es an der Tür und ich muss aufstehen. Ich laufe durch den langen Flur. An der Tür nehme ich ein Paket entgegen. Ich laufe ein paar Schritte zurück und öffne es neben dem Wäscheständer. Meine Kleidungstücke der letzten Wäsche hängen hier noch. Das Paket ist von H&M, es ist die bestellte Kleidung. Ich finde eine Notiz, auf ihr steht, dass ein Teil der Bestellung nicht auf Lager war. Sie haben mir dafür etwas anderes hereingelegt. Ich nehme die Sachen heraus und lege sie auf den violetten Wäscheständer, bis ich ein Kleid aus Netzstoff finde. Ich stelle mir vor, wie ich darin wohl ausschaue … und bekomme einen Orgasmus! Was für eine Sauerei! Ich schaue auf die Hände … Sauerei hoch zwei! Das kann doch nur ein Traum sein! Ich hebe meinen Kopf hoch und blicke zum Schlafzimmer, aus dem ich kam. Es ist irgendwie dunkel und doch kann ich sehen. Mein Blickfeld ist leicht vertrübt.
»Ich träume!«
Noch während ich das realisiere wird meine Sicht klar und scharf. Der Traum wird zur Realität. Der Ort verändert sich. Es wird hell. Wo bin ich wohl nun? Ich laufe in den Raum, wo mein Wohnzimmer wäre. Auch hier ist ein recht großer Raum. Ich blicke zum Fenster auf der anderen Seite und laufe herüber. Draußen ist es tatsächlich hell. Direkt vor dem Fenster sehe ich ein Park. Es ist ein warmer, sonniger Sommertag draußen. Ich bin im Erdgeschoss. Meine Wohnung liegt im dritten Stockwerk. Das muss ich mir unbedingt näher anschauen! Ich laufe zurück in den Flur und nach links, wo ich bei mir den Ausgang erwartet hätte. Links und rechts sind Durchgänge in zwei weitere Zimmer. Ich schaue zunächst in den linken. Es ist ein großes, altmodisch eingerichtetes Büro mit dunklen Holzmöbeln. Herrlich! Es schaut aus wie in einem königlichen Arbeitszimmer.
Ich drehe mich um und schaue in das andere Zimmer. Es ist ein Familien Esszimmer. Entlang der Wand links, fast in der Mitte, steht ein großer hölzerner Esstisch. Entlang der Wand ist eine Bank, auf den anderen Seiten stehen Stühle. Auf dem Esstisch sind leere Teller und Trinkgefäße aufgestellt. An jedem Platz ist eine Notiz aufgestellt. Als wäre es für ein großes Fest vorbereitet. Das Besteck und die Trinkgläser sind aus Silber. Auch hier fühlt es sich sehr rustikal an. Die Aufregung in mir steigt, zur gleichen Zeit verliere ich mein Bewusstsein. Ich sehe nur noch eine graue Fläche mit weißem Licht vor mir. Ich bin auf dem Weg zurück. Aber ich möchte noch nicht! Was ist im oberen Stockwerk?! Ich erinnere mich an all die Träume vor einem Jahr, in denen ich ein kleines Mädchen war und meine Eltern bei mir waren. Ich erinnere mich an die junge blonde Frau und den geschmeidigen Mann, die damals in den Träumen bei mir waren und mich einmal sogar umher trugen. Was wenn ich irgendwo tatsächlich eine liebevolle Familie habe?! So wie ich es damals in Träumen verstanden habe? Nicht ohne Grund betrachte ich Haniel als meine Mutter. Ich will unbedingt zurück! Ich kämpfe geistig entschlossen aber respektvoll gegen die Rückkehr an. Ich möchte zurück und herausfinden, ob ich hier meine Eltern aus der anderen Welt treffen kann! Es wirkt. Ich kann erneut das Esszimmer sehen. Am Fenster fährt ein Auto vorbei. Ich laufe schnell herüber! Eine Familie mit mindestens zwei Kindern im jugendlichen Alter steigt aus. Ich möchte zu ihnen und sie fragen, wer sie sind! Doch ich wache diesmal schnell auf und kann gar nicht erst darauf reagieren.
Ich liege im Bett und spüre weiterhin die Hände sanft meinen Kopf massieren. Als sei ich gar nicht weg gewesen.
»Ich kann dich immer noch spüren«, sage oder denke ich zu meinem Engel, bevor ich meine Augen öffne. Die Sorgen sind verflogen.

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