Geborgen im Haniels Schoss {3. August ’16}

»Mir sind schöne Geschichten ausgegangen, ich könnte etwas aus der Vergangenheit nehmen aber das will ich nicht«, denke ich im Laufe des Tages mehrmals zu meinen Engeln.
»Bitte lasst mich heute Nacht etwas Schönes erleben.«

Ich blicke aus dem Fenster in etwa zweitem oder drittem Stockwerk. Draußen ist ein wolkenloser sonniger Sommertag in einer kleinen Ortschaft. Die Kinder versammeln sich in der Nähe mit Rucksäcken auf dem Rücken. Es ist der erste Schultag, sie sind auf dem Weg zur Einschulung.
›Ah, wie schön wäre es doch, wieder in die Schule mit meinen Freunden zu gehen.‹
Ich schwärme etwas vor mich hin, während ich ihnen zuschaue. Ich würde gerne mit ihnen gehen und meine alten Schulfreunde treffen, aber ich bin schon zu alt, oder? Ich realisiere, dass etwas nicht stimmt. Ich fühle mich, als müsste ich heute wieder in die Schule, zeitgleich erinnere ich mich, dass ich eigentlich schon arbeite.
Im nächsten Traum begegne ich meinem alten Schulfreund. Er reagiert zunächst abwertend auf mich doch dann spielen wir verstecken und fangen in einem Supermarkt. Ich steige in die Luft auf, um ihm schneller zu finden. Erinnere mich daran, dass ich hier fliegen kann. Doch er kommt mir zuvor. Er nähert sich mit einem Stock von hinten unten und berührt mich in der Luft!
»Gut gemacht«, sage ich noch, bevor ich aufwache.

Ich wache auf. Mein Kopf liegt auf dem Bauch einer Frau. Um mich herum leuchtet diffuses grau-weißes Licht. Die Frau streichelt sanft durch meine Haare. Meine Arme liegen auf ihren Beinen. Ich liege dazwischen. Meine Händeflächen auf ihrer Haut. Ich halte mich leicht an sie. Sie spricht sanft zu mir, während ich noch verschlafen da liege. Es ist Haniel, ich erkenne ihre Stimme und mütterliche Fürsorge. Ich blicke zur Uhr. Es ist 14 Uhr. Habe ich etwa verschlafen? Es ist bereits hell. Dann sehe ich kurz die Zahlen 5:00 von Dunkelheit umhüllt aufleuchten. Dann verschwinden sie wieder. War das gerade die Uhr in meinem Zimmer? Dort ist also noch früher Morgen.
»Ich muss jetzt gehen«, sagt sie.
»Wieso? Du könntest doch für immer bei mir bleiben«, sage ich sanft, am liebsten hätte ich Haniel jede Nacht mich umsorgen.
»Bist du verrückt?! Ich muss um 11 in Tokyo zum Culturing sein.«
»Zu was?«
»Culturing.«
Ich stelle mir Haniel tanzend bei den wilden Tokyo Partys vor und verziehe mein Gesicht, während ich sarkastisch zu ihr spreche.
»Das kann ich mir vorstellen.«
Sie streichelt nochmal durch meine Haare, während sie aufsteht und ich einschlafe. Sie küsst mich zwei Mal auf die Stirn.

Ich wache auf. Direkt im Badezimmer vor einem Spiegel. Und erinnere mich daran, ein Realitätscheck zu machen, wenn ich aufwache. Ich halte meine Nase zu und scheine tatsächlich weiterhin Atmen zu können. Aber mir ist bereits bewusst, dass das hier nicht meine Welt ist. Ich mache mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Das Laufen fällt mir dabei sehr schwer. Ich komme an der Balkontür in anderem Zimmer an und halte mich fest. Nach ein paar Augenblicken falle ich nach hinten zu Boden und lande auf dem Popo! Ich verliere dabei mein Bewusstsein.

Und erlange es wieder an einem anderen Ort. Es ist dunkel, doch diesmal erkenne ich das Zimmer sofort. Es ist das Zimmer meiner Schwester in Polen, wo wir gemeinsam als Kinder lebten. Ich laufe zum Fenster und schaue hinaus. Ich bin im vierten Stockwerk. Unten bellt ein Hund. Eine junge Frau nähert sich ihm mehrmals und fotografiert ihm. Sie läuft jedes Mal spielerisch weg! Das Blitzlicht ihrer Kamera leuchtet insgesamt drei Mal auf.
Dann nähert sich eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen. Sie tragen herrliche Engel, Hirten und Königs Kostüme! Sie stellen sich mehrere Meter vor der Hauswand mit dem Rücken zu mir auf. Es scheint eine Art Krippen Schauspiel zu sein! Das möchte ich unbedingt aus der Nähe sehen! Aber schaffe ich es bis nach unten? Meine Aufenthalte hier sind in der Regel recht kurz. Aber irgendwann möchte ich mehrere Minuten gar Stunden hier verbringen können! Deswegen muss ich positiv denken! Ich renne los zur Haustür. Vielleicht klappt es diesmal! Ungleich dem letzten Mal, kann ich mich nun sehr gut bewegen. Im Treppenhaus überspringe ich mehrere Treppen auf dem Weg nach unten, wie ich es als Kind immer tat! Das Geländer, entlang welchem meine Hand verläuft, scheint mir dabei irgendwie hoch und ich bin sehr leicht. Ist es gerade vielleicht auch ein kindlicher Körper aus jener Zeit?
Ich komme endlich im Erdgeschoss an. Zwei Frauen unterhalten sich vor der Treppe und sind mir im Weg. Aber ich kann auch nicht mehr weiter … Ich verliere mein Bewusstsein … (Hinweis an selbst: Es ist die Anderswelt. Auch wenn es Überwindung braucht. Springe aus dem Fenster und fliege herunter! Einst beim Tauchen musste ich immer wieder den instinktiven Impuls den Atem anzuhalten widerstehen, weil ich gewohnt bin, unter Wasser es nicht zu können. Doch die Anderswelt hat andere Gesetze. Und Glaube und Vorstellungskraft scheinen ein wichtiger Aspekt zu sein.)

Ich wache auf. Auf ein Neues! Diesmal merke ich sofort, dass ich immer noch im Zustand zwischen der Traumwelt und meiner Realität bin. Ich liege spürbar im Bett. Vor mir erscheint ein Buch mit einem Gebetgedicht, welches ich zu lesen versuche. Es scheint eine weitere Übung meiner Engel zu sein, die ich von Zeit zu Zeit durchmache. Lesen fällt mir in diesem Zustand sehr schwer. Und ich schaffe es noch nicht, mich nach dem Aufwachen an die Worte zu erinnern. Ein Engel sagte zu mir einst in diesem Zustand: Deine Traumerinnerung muss super ultra plus werden! Haniel hilft mir gerade. Sie rezitiert nach zwei meiner Versuche das Gebetgedicht für mich. Ich versuche es mir zu merken und wiederhole es mehrmals, bis ich schließlich in einer Endlosschleife bei einem Satz festsitze. Ein spielerisches U-Boot Signal aus der Tiefe erinnert mich damit aufzuhören. Eine unsichtbare Hand streichelt nochmals spürbar durch mein Haar.

Ich wache auf. In unserer Realität. In meinem Haupttraum. Aufs bald Haniel!

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