Der Ruf der Engel {07.11.2016}

Gerade eben stelle ich noch fest in einem Traum zu sein, nachdem ich in meiner Kindheitswohnung in Polen mit meinem Schwager im Zimmer aufgewacht bin, und nun liege ich wieder zu Hause im Bett. Es ist komplett finster um mich. Ich hatte am Abend die Rollos heruntergelassen. Das bisschen Licht der Sterne und Straßenlampen bleibt ebenfalls draußen. Und doch scheine ich nicht ganz wach zu sein. Etwas scheint mich leicht festzuhalten. Fast würde ich erneut einfach abwarten und horchen, doch auch diesmal entschließe ich mich die Initiative zu ergreifen und meine Engel wissen zu lassen, dass ich gerade in Trance bin. Oft verpasste ich die Gelegenheit mich mit ihnen zu unterhalten, weil ich inaktiv blieb.
»Hallo«, sage ich vorsichtig. Niemand antwortet.
»Hallo?«, ich versuche es noch mal. Sagt doch etwas. Wenn, dann könnte ich euch gerade jetzt hören.
Jemand nähert sich mir. Ein junges Mädchen erscheint über mir und lächelt. Sie spricht ein Gedicht auf Polnisch, das ich nur schwer verstehen kann, ich verwende die polnische Sprache nur sehr selten. Nur noch wenn nötig. Doch süß, das ist das Kind allemal! Wie oft haben sie mich bereits auf diese Art und Weise geweckt. Mit Gedichten und Musik aus der Anderswelt.
Das Gedicht endet und ich wache ganze auf.
»Kannst du mich noch sehen?«, fragt das Mädchen. Ihr süßes Gesicht ist wieder vor mir.
»Ja …«, ich schaue mich um – es ist hell im Zimmer, » … aber ich vermute, ich bin jetzt im Traum?« Es ist erneut das Wohnzimmer aus meiner Kindheit. Ich liege auf der Gästecouch von damals, das Mädchen ist neben mir. Sie springt dann rüber auf die große Schlafcouch neben dran. Ich folge ihr, setze mich an ihre Seite und umarme sie. Danke für das Gedicht.
Das Mädchen erzählt mir von ihrer Schule und fragt schlussendlich: »Bist du auch der Größte in deiner Klasse?«
Die Größte eigentlich, aber ein Kind werde ich deswegen nicht korrigieren.
»Ja … das heißt nein.«, ich war das in der Schule, aber jetzt nicht mehr. Doch die Erinnerungen von damals sind nun sehr aktiv, sie scheinen die meines jetzigen Lebensabschnittes fast vollständig zu überdecken »… meine Erinnerung von damals ist gerade sehr aktiv«, lasse ich sie wissen. Als sei ich wieder in der Zeit von damals, gehört es vielleicht zum Traum? Auch dieser Ort stammt aus meiner Kindheit. Ich rede vorsichtig zu dem Kind, kann sie nachvollziehen, was ich meine? An dieser Stelle kommt ein weiteres, älteres Mädchen ins Zimmer, sie ist im jugendlichen Alter. Sie setzt sich an der Kante der Gästecouch. Das junge Mädchen läuft zu ihr und setzt sich hinter ihr. Ich bleibe vor ihnen stehen. Was kann ich sie Fragen? Ich erinnere mich erneut an die Aussage, als ich auf eine ähnliche Art und Weise einer Gruppe von jugendlichen Engeln begegnete, die zu mir sagten, ich solle vorerst vielleicht keine Fragen stellen. Ich wollte damals mehr über ihre Natur erfahren. Die Art und Weise, wie sie leben und ja … existieren.
»Von wo bist du?«, frage ich das junge Mädchen schlussendlich. Eine solch harmlose Frage beantworten sie vielleicht! Ich bin schließlich eine Traumseefahrerin! An Orten von denen noch nie ein Mensch zuvor berichtet hat.
»Aus Bydgoszcz.«, sagt sie. Es ist eine Stadt in Polen. Meint sie das etwa ernst. Mir liegt daraufhin eine andere Frage auf der Zunge, aber kann ich so ein junges Mädchen tatsächlich so etwas Fragen …?
»Seid ihr … Tod?«, das würde es immerhin erklären!
Das ältere Mädchen ergreift nun das Wort.
»Ja sind wir! Unsere Mutter begegnete einer …«, sie erzählt eine fantastische Geschichte darüber, wie ihre Mutter verstarb, meint sie das etwa ernst? Und wenn ja, was hat das mit ihnen zu tun? Ich verliere beinah mein Bewusstsein, während ich zuhöre. Ich bin schon recht lange hier. Meine bewussten Zeiten in der Anderswelt sind zwar immer noch recht kurz, aber sie werden deutlich länger. Ich rüttle mich noch mal wach und höre die Geschichte bis zum Ende an. Dann falle ich erneut ins Bewusstlose und liege einen kurzen Augenblick später erneut in meinem Bett. Ich bin erneut leicht paralysiert. Um mich herum spüre ich eine Aura. Bewegung.
»Kannst du mich noch hören?«, eine leise Stimme dringt zu mir vor.
»Ja, aber ganz schwach.«
»Und jetzt?!«, sie erhöht ihre Stimme auf normale Lautstärke.
»Jetzt kann ich dich sehr gut hören.«, kein Wunder, wenn du nicht mehr flüsterst!
Wenige Sekunden später scheint die Paralyse vorbeigezogen zu sein. Ich bewege mich ein wenig. Überlege was ich über diese Nacht schreiben soll. Die Geschichte, die sie mir erzählte. Dann spüre ich erneut ein leichtes Festhalten. Ich friere meine Bewegungen ein und halte noch einmal inne.
»Hast du die Geschichte etwa geglaubt?«, ich kann ihre Stimme erneut recht schwach vernähmen. In ihrem Hintergrund spielt nun eine himmlische Melodie. Es ist die Hymne meiner Engel, eine sanfte Melodie aus dem Jenseits, die nichts Vergleichbares in unserer Welt hat … ich liebe jeden Augenblick, in dem ich ihre Musik hören kann!
»Ja.«, ich versuchte sie zu glauben!
Das Mädchen scheint wieder fort, aber ich bin noch immer in der Schlafparalyse. Ich frage sie, ich möchte sicherstellen, dass ich sie vorhin richtig gehört habe:
»Heißt das, es war nicht die Wahrheit?«, noch bevor ihre Aura erneut auftaucht, stelle ich den Fehler in meiner Frage fest. Ich stellte sie in negativer Form …
»Ja«, sie kichert kurz mit der Musik im Hintergrund auf.
»Also nein.«, es war nicht die Wahrheit. Ich übersetze in die Allgemeinsprache und schüttle meinen Kopf gedanklich bereits. Das war zu erwarten … immer schön die Geheimnisvollen spielen!

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