Erzengel Uriels Botschaft (22.06.2015)

>> Ich wache auf in einem Traum, umgeben von Wasser. Das Blockhaus, in dem ich lebe, geht gerade unter. Es ist bereits umgefallen und ich bin auf dem Balkon. Klettere über die Veranda, schwimme los und suche nach einem Stück Festland, doch der ganze Planet ist nur noch vom Wasser bedeckt … <<

Ich wache auf. Ich bin verschlafen und halte meine Augen geschlossen. Doch ich höre eine Stimme. Das Wort Fort Gilbor fällt mir auf. Nach ein paar Sekunden höre ich es noch einmal. Es erweckt meine Aufmerksamkeit. Worum geht es?
Es wird hell vor meinen Augen. Die klaren Bilder fühlen mein ganzes Sichtfeld aus. Es ist, als hätte ich eine Brille auf die ein Film direkt in meine Augen hinein projiziert. Es ist unser Planet, Erde, Eden. Unserer aller Mutter. Doch sie schaut anders aus. Sie ist alt und verwundet. All das grüne ist fort. Soweit der Blick reicht, gibt es nur noch hohes orange-rötliches Präriegras. Die rötliche Farbe erweckt den Eindruck, als entstehe es aufgrund des Lichts der Atmosphäre. Sie verändert das Licht wie bei einer Morgenröte. Kahle, steinige Hügelspitzen und kleine Seen sorgen für etwas Abwechslung in der Landschaft. Ich überfliege gerade einem Wanderpfad, unter mir laufen Engel. An einer Abbiegung in vier Richtungen stehen auf dem Boden die Namen der Länder großgeschrieben und Pfeile, welche den Weg weisen. Ich fühle mich, als würde ich ein riesiges Museum betrachten. Ein Planetenmuseum. Ich fliege weiter Richtung Deutschland. Das hier kommt mir bekannt vor.
»Das hier ist Dutzendteich«, sagt eine männliche Stimme. Es sind die Bilder von Nürnberg, die Stadt in der ich arbeite.
Die Seen sind inzwischen ausgetrocknet, doch vorher scheinen noch weitere entstanden zu sein.
»Es schaut anders aus«, merke ich an.
»Es ist ja auch viel Zeit vergangen«, erwidert Uriel mit einer sanften mitfühlenden Stimme. Es scheint wirklich sehr viel Zeit vergangen zu sein, denn es gibt nicht mal Anzeichen von Ruinen mehr. Und auch hier wächst überall nur das Präriegras. Wir fliegen an einem kleinen See vorbei, den ich erkenne. Es ist der kleine Dutzendteich See. Im Inneren muss irgendwann mal noch ein riesiges Loch, wie eine Sandgrube, ausgehoben worden sein.

Die Bilder verändern sich. Es ist eine andere Zeit. Ich stehe vor einem langen, hohen Haus hinter Zaun. Es schaut aus wie ein Schulgebäude. Die Luft und Mauern sind Grau. Als sei der Himmel und die Sonne von feinem Staub verdeckt. Wir drehen uns zur anderen Straßenseite. Auf der Straße selbst liegen tote Tiere. Rehe. Sie scheinen auf der Suche nach Nahrung in die Stadt gekommen zu sein. Auf der anderen Straßenseite ist ein Friedhofspark. Er ist dicht mit Bäumen überdeckt, doch selbst die Blätter erscheinen dunkelgrau und finster. Ich halte meine Tränen zurück, denn wenn ich jetzt schon zu weinen anfange, dann brächen sie bestimmt ab.
»Zuerst vielleicht die Verlustmeldungen?«, fragend eine weibliche Stimme Uriel. Es trifft mich wie ein kleiner Schlag während ich noch versuche meine Gefühlslage zu wahren.
An einem der Autoschilder erkenne ich N, es ist Nürnberg. Allerdings kein Zeichen der EU, ist sie auseinandergefallen? Es ist nicht das erste Mal, dass ich solche Bilder sehe. Das erste Mal war es mir in Finland aufgefallen. Damals glaubte ich, Bilder aus der Vergangenheit zu sehen. Auch dort war die Stadt deutlich heruntergekommen.
Ich bin nun vor der Lorenzkirche. Ein kleines Fest wird hier abgehalten. Auf der rechten Seite der Kirche ist ein Karussell. Es sind nur Jugendliche anwesend. Eine Schlägerei bricht aus. An einem Eck stehen braune fällige Monster mit grauer Haut, sie schauen zufrieden zu. Sind es Kostüme? Sie schauen jedenfalls sehr echt aus und sind mir aus Traum Begegnungen mit Geistern bekannt. Und die Engel sehen schließlich auch den Teil der Welt, welcher für uns unsichtbar bleibt.

Die Bilder brechen ab. Es ist wieder schwarz vor meinen Augen und ich merke, dass meine Augen immer noch geschossen sind. Ich fange an meine Augen zu öffnen, erinnere mich aber an eine ähnliche Situation vor ein paar Wochen. Ich hatte meine Augen geöffnet, weil ich die Bilder zunächst nicht sehen wollte und so die Vision gestört. Diesmal lasse ich sie geschossen. Diese Bilder erfühlen mich mit Trauer, aber ich bin bereit, mir alles anzuschauen.

Ich kann die Zwei Engel immer noch hören, sie bereiten etwas vor. Nach ein paar Sekunden fragt Uriel.
»Willst du auch einen erotischen Film sehen?«
Was meint er nur? Ich kann jedenfalls nichts eindeutiges Sehen, nur ein wenig blaues Licht, wie aus einem Projektor.
»Ich kann nichts sehen.«
»Oh.«
Ich spüre etwas auf meinem Kopf und höre Geräusche von Gegenständen. Im nächsten Augenblick sehe ich Uriels Hände. Er hält eine Brille aus mehreren dicken aber schmalen Steinsegmenten, die auf einer Schnur hängen. Auf der inneren Seite strahlt jeder dieser Segmente Licht aus. Mich schockiert nichts mehr, dafür hab ich von euch schon zu viel gesehen. Er befestigt die Brille direkt vor meinen Augen.
Zunächst sehe ich nur das blaue Licht. Dann, als ich tiefer hineinblicke, sind es Comicfiguren von Studentinnen im Unterricht und ihre Sprachblasen, wenn sie etwas sagen.
›Stimmt was nicht, habt ihr einen Fehler gemacht?‹, wundere ich mich blitzschnell in meinen Gedanken.
»Chinesisch kannst du auch?«, fragt er mich.
Ich bin verwirrt. Nein, natürlich nicht, aber der Text scheint ja auch auf Englisch zu sein. Oder ist das etwa die Exportbrille der Volkszensur?

Die Visionen enden und ich liege die nächste halbe Stunde ruhig, gedankenlos im Bett. Ich weiß nicht, was ich zu diesen Bildern meinen soll. Ich habe immer viel Zuversicht in die Menschheit, dass sie sich weiterhin ändern kann, um solch eine Zukunft zu vermeiden.
Ich nehme zunächst eine heiße Dusche, setzte mich dann doch hin und befühle die Badewanne mit heißem Wasser. Ich kann es einfach nicht begreifen, wie die Menschheit sich weiterhin auf einem Pfad der Selbstzerstörung bleiben kann. Wie sie ihre Heimat vernichten kann, denn dieser Planet ist nun mal ihre Heimat. Die Wiege des Lebens. Es gibt leider zu viele Menschen, die nicht jenseits von einem Leben schauen. Sie glauben, sie können zerstörerisch sein, weil sie irgendwann sowieso sterben und den Konsequenzen so entgehen. Doch wenn die Menschheit ausstirbt, werden gerade sie als Geister herumirren müssen. Als Seelen, die nicht mehr inkarnieren können, denn es gibt dann nun mal keine Körper mehr, die Seelen aufnehmen können. Dieser Gedanke gibt mir ein wenig Befriedigung, dass sie ihre gerecht Strafe erhalten werden. Doch es ändert nichts an dem vorzeitigen Ende des Lebens auf diesen Planeten …

Nach einer Stunde schaffe ich es endlich, mich vorerst zu beruhigen. Doch die Last dieser Bilder folgt mich noch mehrere Tage …

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