Die Empathen {12.06.2019}

Von vielen immer noch als Esoterik, Paranormales oder einfach als “sich in andere Hineindenken” abgetan: Empathie. Dabei haben Hirnforscher inzwischen sogenannte Spiegelneuronen entdeckt, welcher Funktion in erster Linie das Spiegeln der Gefühle anderer zu sein scheint. Trotzdem ist das Wissen darum klein und noch geringer die Schulung der Menschen im Umgang damit. Wie das Spielen auf einem komplexem Instrument, braucht auch diese Gabe training, um nicht zu einer Buchse der Pandora für die betroffenen Empathen zu werden. Auch ich muss immer wieder Mal dran erinnert werden, warum ich so genau weiß was in meinem Umfeld passiert:

Die Erschütterungen und das Geräusch eines vorbeifahrenden Zuges wecken mich sofort wieder auf… Dabei konnte ich die vergangenen zwei Stunden nicht mehr einschlafen. Ein kurzer Ärger über das schier konstante Chaos und Planlosigkeit in der Arbeit die mich und andere immer wieder mitreißt, die rauen Umgangstöne unter Manchen, reichen aus um mein Gehirn in Alarmbereitschaft zu versetzen und das Wiedereinschlafen zu verhindern. Zu allem Übel sehe und spüre ich wie andere unter den folgen dieser Menschen ebenfalls leiden müssen. Ich öffne meine Augen kurz, froh darüber, dass es noch dunkel ist. Die Weck-Lampen im Zimmer sind aus. Ich schließe die Augen schnell wieder, um möglichst nahtlos weiterzuschlafen.
Verbale Gedanken fliegen mir durch den Kopf als eine weitere Erschütterung mein Einschlafen verhindert – “Das muss ein sehr langer Zug sein.” – ungewöhnlich lang. Ich konzentriere mich auf die Erschütterung. Er muss auch ungewöhnlich schwer sein! Das ganze Haus scheint kurz zu wackeln. Einen Augenblick lang ist es ein hin und zurück wie in auf einer Hängebrücke! “Kann es sein, dass ich gerade in der Anderswelt bin?” – die Idee schießt mir durchs Bewusstsein. Verunsichert öffne ich die Augen, knie mich zunächst hin und schaue zum Fenster. Ich kann von hier zu wenig erkennen. Nur den blau leuchtenden Nachthimmel. Ich achte auf meine Unterlage und meine Beine. Da wo die Knie mein Gewicht in das Bett drücken. Es fühlt sich ganz gewohnt an, stelle ich fest. Ich stehe auf und laufe zum Fenster. Der Ausblick ist anders als in meiner Wohnung. Es ist in der Tat die Anderswelt! Ich bin mindestens im 10. Stockwerk und kann den ganzen Ort übersehen. Überall Lichter in den Fenstern von zahllosen Einfamilienhäusern. Ich schaue nach unten zu dem Platz vorm Hauseingang und überlege: Aber was genau ist anders? Was habe ich erwartet zu sehen? Es dauert ein paar Sekunden, bis ich auf die Erinnerung zugreifen kann. Ein Haus… aus meinem Fenster sehe ich direkt gegenüber ein Haus das mir die Sicht versperrt. Ich möchte mich an noch mehr erinnern, doch zeitgleich ist mir auch bewusst, dass meine Zeit hier endlich ist.
Ich schaue mich um im Zimmer. Hinter mir ist eine offene Tür zum Flur in dem das Licht brennt. Ich gehe langsam hinüber. Achte auf jeden Schritt. Es ist so faszinierend bewusst einen ganz anderen Körper und Welt wahrzunehmen. Von der Angst und Panik beim ersten Mal ist nichts übrig geblieben. Ich achte besonders auf die Augen. Mein Blickfeld ist manchmal etwas verschwommen oder es verursacht mir Kopfschmerzen, mich auf bestimmte dinge zu konzentrieren und bei Bewusstsein zu bleiben. Es kann sehr anstrengend sein bewusst zu existieren. Dieser Satz ergibt auf mehrere Art und weisen Sinn…
“Alles ist absolut klar, bis auf einen kleinen Bereich im oberen Bereich zwischen den Augen, da scheint ab un zu etwas zu flackern.” – sage ich Laut , in der Annahme meine Engel werden mich hören. Sie haben das hier bestimmt wieder inszeniert. Und oben zwischen den Augen? Da soll das dritte Auge sein, nachhinein erscheint das sehr interessant.
Ich betrete den Flur. Jetzt wird alles schnell verschwommen. Ich bereite mich vor gleich in meinem Primär-Körper aufzuwachen. Aber es passiert nicht. Stattdessen bemerke ich aus dem Augenwinkel eine blonde Person, die sich mir schnell von links nähert. Genauso schnell wird meine Sicht verschwommen und kurz bevor sie neben mir steht, spüre ich einen physischen Schmerz durch den gesamten Körper. Ich zucke zusammen. Es paralysiert mich. Es ist überwältigend. Die Person greift mich in eine harte Umarmung. Es ist die Frau, welche mich auf die Welt brachte. Sie zerrt mich mit sich und lässt schließlich los. Ich falle zurück gegen die Eingangstür. Beobachte die Silhouette der Frau. Die Sicht ist immer noch sehr verschwommen. Sie spricht aber ich bin noch zu überwältigt um sie zu verstehen. Ich erinnere mich daran, was ich mir in der Vergangenheit vorgenommen habe: Wenn ich wieder glaube Irene zu sehen, muss ich mich darauf konzentrieren, auf sie. Auf das Gesicht und schauen, ob sie es wirklich ist. Denn ich reflektiere das Unwohlsein Gefühl in ihrem Umfeld Nachts selbst auf Haniel. Nur, weil sie als eine ältere blonde Frau die mir nahe steht auftritt. Ich projiziere auf sie das Unwohlgefühl gegenüber meiner leiblichen Mutter. Ich schaue die verschwommene Silhouette an. Meine Sicht wird nach und nach klarer. Bis ich alles wieder Kristallklar sehe und höre. Ich schaue mir zuerst das Gesicht an, es ist eine Frau die ich auf zwischen anfang bis mitte 30 nach unseren Maßstäben schätze. Ihre Haut ist Glatt, makellos und faltenfrei. Lange blonde Haare. Sie wurden bis in die spitzen geglättet. Sie trägt eine Hippie-Brille und auch ihre Kleidung entstammt den Blumenkindern der 70 Jahre. Sie spricht in dichterischen Reimen zu mir über die Herausforderungen des modernen Lebens. Bewegt sich wie nach einem Joint. Es ist eindeutig jemand anders. Ich lächle leicht über ihre Blumenkinder Parodie. Es reflektiert viel aus dem Verhalten der chaotischen menschlichen Wesen um mich herum, die ich gelassener nehmen muss.

Facebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Schreibe einen Kommentar